Die Anglikanische Kirche in Deutschland (AKD), deutsche Partnerkirche der Anglican Church of North America (ACNA), hat als ihren Beitrag zum Jubiläumsjahr der lutherischen Reformation einen in Amerika erarbeiteten Katechismus in deutscher Übersetzung herausgebracht. Der Katechismus erscheint im gleichen Format und in der gleichen bibliophilen Gestaltung wie die vorausgegangenen AKD-Veröffentlichungen: „Das allgemeine Gebetbuch“ (deutsche Fassung des Book of Common Prayer von 1662) und das „Anglikanische Mess- und Gebetbuch“ (Übersetzung des Book of Common Prayer von 1549). Der „Anglikanische Katechismus“, der durch seinen traditionellen Frage- und Antwortstil sehr gut zum Lernen geeignet ist, ist für alle bibeltreuen Christen ein großer Wurf. Die kirchliche Lehre wird durchgängig in enger Anlehnung an die Bibel dargestellt. Auf die zum Memorieren knapp und eingängig formulierte Lehraussage, folgen (im „Erweiterten Katechismus“) jeweils Bibelzitate als Schriftbeweis. Was diesen Katechismus allerdings so besonders macht, ist seine Orientierung am Modell von Jüngerschaft und Nachfolge Jesu. In der Einführung des Katechismus wird die Situation in den Gemeinden folgendermaßen analysiert: „Viele Menschen leben seit Jahren in der Kirche ohne nennenswertes Wachstum in ihrem Lehrverständnis und den Auswirkungen dieser gelebten Lehre – also mit wenig Sieg über die Sünde und Gebrochenheit ihres Lebens. Ein konsequenter und zielgerichteter Weg wurde ihnen nicht geboten, um zu lernen, zu wachsen und als Christen zu reifen, so dass die gegenwärtige Kirche oft von Gläubigen bevölkert wird, die mehr von dem Geist der Welt als von der Kirche und der Heiligen Schrift geprägt sind, die sie hütet und lehrt.“ Der – der Bibel und der kirchlichen Tradition entsprechende – Lösungsansatz lautet: „Was heute im Leben der Anglikanischen Kirche in Nordamerika gebraucht wird, ist gut fundierte und wirksame Katechese. Die Berufung der Mutter Kirche ist es, ihre Kinder zu Jüngern zu machen, und sie ihr ganzes Leben lang, „von der Wiege bis zur Bahre“, zu nähren, damit sie fortwährend wachsen im Glauben, reifen und geheiligt werden und an Verständnis und Weisheit zunehmen können.“ Diesem Ziel dient der vorgelegte Katechismus, der ein Lernen anstrebt, das über den Kopf ins Herz führt und in einem Leben aus dem Glauben Frucht bringt. Das anglikanische Glaubensbuch ist unterteilt in einen „Einfachen Katechismus“, der die elementare Glaubensunterweisung enthält, und einen „Erweiterten Katechismus“ für reifere Christen, die im Verständnis des Glaubens und im Leben aus dem Glauben weiter voranschreiten möchten. Ein „Leitfaden zu einem anglikanischen Katechumenat“ rundet das Werk ab. Der Katechismus informiert auch in wünschenswerter Klarheit und zugleich ökumenischer Offenheit über die Besonderheiten des Anglikanismus. So heißt zum Beispiel mit Blick auf das historische Bischofsamt: „Wir glauben, dass Bischöfe, Presbyter/Priester und Diakone die „alte und wünschenswerte Form der Kirchenleitung“ ist. Wir glauben aber auch, dass Gott alle die Gebete derer erhört, die ihn im Glauben anrufen. Daher sind andere christliche Gemeinschaften und Kirchen ohne Bischöfe immer noch unsere Brüder und Schwestern in Christus.“ Bischof Gerhard Meyer legt für die deutschsprachigen Anglikaner ein fundiertes Handbuch christlicher Jüngerschaft vor, dem viele Leser aller Konfessionen zu wünschen sind.
Text: Martin Fromm
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