Liebe Schwestern und Brüder,
es sind turbulente Zeiten für unseren Dekanatsbezirk. Mit dem Weggang des Dekans Günther Klöss-Schuster auf eine Stelle als Gemeindepfarrer in Heidingsfeld endet die lange und traditionsreiche Geschichte des Dekanats Castell. Die Dekansstelle soll nach dem Willen von Oberkirchenrätin Bornowski nicht wieder ausgeschrieben werden, eine Pfarrstelle Castell aber erhalten bleiben. Seit Monaten wird deshalb über einen Zusammenschluss mit dem Dekanatsbezirk Markt Einersheim verhandelt, der wünschenswert ist, weil die beiden Steigerwalddekanate ähnlich in ihrer Struktur sind und in verschiedenen Bereichen teils schon lange erfolgreich kooperieren. Mit Ivo Huber steht ein im ländlichen Raum erfahrener Dekan an der Spitze des Markt Einersheimer Dekanats, dessen Kommunikationsfähigkeit und Wille, alle Gemeinden bei den anstehenden Veränderungen einzubeziehen und ihren Besonderheiten Rechnung zu tragen, große Anerkennung verdienen.
Da es weitere Optionen für kurz- und mittelfristige Fusionen gibt, die Interessen der Kirchengemeinden des Casteller Dekanatsbezirks zum Teil nicht übereinstimmen und zu Beginn vieles unklar blieb, wodurch vermeidbare Verletzungen entstanden sind, konnten die Gespräche bisher allerdings noch nicht zu einem Abschluss gebracht werden. Auf dem Informationsabend für Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher in der Casteller Kirche wurde deutlich, dass noch etliche Hürden zu überwinden sind. Trotzdem besteht die Hoffnung, dass zwei Dekanate zusammenfinden, die jetzt schon sehr vieles verbindet!
Zugleich geraten wir auch als Pfarrerschaft in eine schwierige Situation: Die Pfarreien Abtswind, Castell, Wiesenbronn und Zeilitzheim sind bereits – oder werden in absehbarer Zeit – vakant. Dies bedeutet für die verbleibenden Pfarrer eine erhebliche Mehrbelastung. Gewohntes wird sich ändern.
Umso wichtiger ist in diesen Zeiten die Bereitschaft der Gemeindeglieder, sich selbst für die Zukunft der Kirchengemeinden zu engagieren. Damit Kirche im Dorf bleibt, ist der Einsatz aller gefragt! Wir können die Aufgaben nur bewältigen, wenn sie auf viele Schultern verteilt werden – darum appelliere ich: Zeigt Präsenz, bringt Euch ein, übernehmt Verantwortung! Regelmäßiger Gottesdienstbesuch ist genauso wichtig, wie Mithilfe bei Gemeindeveranstaltungen. Wer für den Kirchenvorstand kandidiert, der steht für seine Gemeinde mit seiner Person ein.
Und das Engagement hat heute auch über Ort und Ortsgemeinde hinaus Bedeutung!
Längst wird immer mehr Menschen bewusst: Es gibt kein christliches Abendland ohne Kirche, keine Kultur der Nächstenliebe ohne die Nachfolge Jesu, keine Achtung der Menschenwürde ohne das Vertrauen in die biblische Botschaft: „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn, als Mann und Frau erschuf er sie.“ Alle, die die gesellschaftlichen und kulturellen Umwälzungen in unserem Land wahrnehmen, müssen sich fragen: „Wie soll die Zukunft unseres Landes ohne ein gemeinsames Wertefundament aussehen, ohne verbindende Formen des Umgangs, ohne gemeinsamen Festkalender, ohne die Parteinahme der Christen für die Schwächsten der Gesellschaft etc.?“ Und besonders: „Will ich diese Zukunft?“
Das Fundament unseres Landes, unseres Gemeinschaftslebens, unserer Kultur, unserer Demokratie unseres Rechtswesens und unseres Sozialstaates ist das Christentum – ob dieses Fundament tragfähig bleibt oder abbröckelt, entscheiden wir!
Trotz aller Umbrüche, aller Zukunftssorgen, aller heutigen Probleme resignieren wir Christen nicht. Wir sind und bleiben Hoffnungsträger für unsere Zeit und Welt – denn wir kommen her vom Sieg Jesu über den Tod und leben aus der Erwartung des Reiches Gottes und der Ewigkeit! Wir wissen uns, unsere Kirche und unsere Welt in Gottes Hand. Der berühmteste Theologe des 20. Jahrhunderts, Karl Barth, sagte am Vorabend seines Todes: „Ja, die Welt ist dunkel. …. Nur ja die Ohren nicht hängen lassen! Nie! Denn es wird regiert, nicht nur in Moskau oder in Washington oder in Peking, sondern … hier auf Erden, aber ganz von oben, vom Himmel her!“
Herzliche Segenswünsche,
Euer Pfarrer Martin Fromm