Am 17. Mai 2019 war die Gemeinde Wiesentheid Gastgeber des M&M-Jugendgottesdienst des Dekanates Castell. 37 Jugendliche aus verschiedenen Gemeinden kamen zu diesem Anlass in die Gnadenkirche. Der Gottesdienst war außergewöhnlich, was nicht nur an den Musikern Mike Werner und Katrin Güth lag. Die Konfirmanden Kiara Plomitzer, Lea Reimche und Philipp Sehne und die Neukonfirmierten Madeleine Schuster, Kilian Geiling und Flavio Graef beteiligten sich an der Vorbereitung und Durchführung des Gottesdienstes. Friedhard Sauerbrey vom CVJM Haag predigte über die Nachfolge Jesu.
Wir dokumentieren hier – an Stelle der üblichen Andacht – das Anspiel, das Pfarrer Martin Fromm für den Jugendgottesdienst schrieb und die Jugendlichen aufführten, die Predigt von Friedhard Sauerbrey, ein Gedicht von Mike Werner, das er im Gottesdienst mit Gitarrenklängen unterlegt vortrug und das Nachfolge-Gebet, das alle gemeinsam sprachen.
Bewusst den Weg mit Jesus zu gehen – das ist nicht nur die Mitte des christlichen Glaubens und das Zentrum kirchlicher Verkündigung, es ist immer neu Gabe und Aufgabe für alle Christen jeden Alters. Mögen sich viele von dem Gottesdienst inspirieren lassen, sich auf die Nachfolge Jesu einzulassen. Wir laden alle Leserinnen und Leser unseres Gemeindebriefes dazu ein, für sich persönlich unser Nachfolge-Gebet zu beten. Im Anschluss an den Gottesdienst blieben die meisten noch zu einem Imbiss mit guten Gesprächen beieinander. Dabei löste es Überraschung aus, dass von den Jugendlichen, die das Anspiel aufführten, drei bereits konfirmiert waren – und sich trotzdem weiterhin in die Gemeinde einbringen. Andere unserer konfirmierten Jugendlichen feierten den Gottesdienst mit. Wir sind stolz auf unsere Gemeindejugend, die ernst macht mit der Nachfolge Jesu!
Grundlage des gesamten Gottesdienstes war Markus 1,16-20:
Als er aber am Galiläischen Meer entlangging, sah er Simon und Andreas, Simons Bruder, wie sie ihre Netze ins Meer warfen; denn sie waren Fischer. Und Jesus sprach zu ihnen: Folgt mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen! Sogleich verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach. Und als er ein wenig weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, wie sie im Boot die Netze flickten. Und alsbald rief er sie und sie ließen ihren Vater Zebedäus im Boot mit den Tagelöhnern und folgten ihm nach.
Anspiel: Die Berufung der Zebedäussöhne
Zebedäus: Seid ihr denn wahnsinnig? Da kommt so eine dahergelaufene Gestalt – ruft: „Kommt mit“ – und ihr rennt ihm hinterher? Ihr Armleuchter, euch will ich lehren, davonzurennen! Ab, an die Arbeit, aber dalli!
Jakobus: Nein, Vater, ich gehe nicht zurück ins Boot. Ich ziehe mit Jesus.
Johannes: Ich auch, ich weiß: Du verstehst das nicht, aber für mich fühlt sich das richtig an.
Zebedäus: Das fühlt sich für dich richtig an? Du lässt deinen Vater und deine Mutter im Stich! Ich wollte mich in ein paar Jahren zur Ruhe setzen. Euch das Boot und unseren Familienbetrieb überlassen … jetzt haut ihr ab und lasst uns hängen! Wir dürfen schuften, bis wir verrecken und uns wohl am Ende noch selbst das Grab schaufeln – und das fühlt sich für dich richtig an?!
Johannes: Tut mir Leid, Vater. Ich liebe dich und Mama wirklich – aber es geht nicht anders. Wir müssen weg! Jesus hat uns den Weg gezeigt: Den müssen wir gehen! Jesus will uns, um Menschen für das Reich Gottes zu fischen – dafür sind wir besonders geeignet, sagt er. „Ihr wisst wie das geht, das Fischen“ – sagt er – „solche Leute brauche ich!“
Zebedäus: Braucht ER? Quatsch! Wir brauchen Euch! Warum wisst Ihr denn, wie das mit dem Fischen geht? Weil ich Euch das beigebracht hab! Im Boot, das schon Deinem Urgroßvater gehört hat. Auch dein Großvater ist damit zum Fischfang auf den See gefahren. Alle in unserer Familie haben immer von der Fischerei gelebt. Sicher – keiner ist dabei reich geworden. Aber es musste auch nie einer hungrig ins Bett – Ihr auch nicht! Ihr lauft weg – was wollt ihr jetzt tun: Ohne See, ohne Boot, ohne Netz – wollt Ihr betteln gehen?
Jakobus: Wir vertrauen auf Jesus! Er weiß, was für uns richtig ist!
Tagelöhner: Schön für Euch – aber was wird aus mir? Denkt doch mal an mich! Ich habe doch nichts! Euer Vater hat mir immer Arbeit gegeben! So bin ich grad so über die Runden gekommen. Wenn Ihr betteln wollt, dann ist das Euer Ding – aber wenn ohne Euch der Betrieb eingeht, dann muss ich auch betteln … das will ich nicht!
Johannes: Gott wird für dich sorgen!
Tagelöhner (lacht bitter auf)
Mirjam, die Verlobte des Johannes, kommt angerannt: Lass Gott aus dem Spiel – die Sache, Johannes, geht nur uns zwei was an! Für unsere Hochzeit ist alles vorbereitet! Ich habe schöne Bettwäsche für unsere Hochzeitsnacht genäht – jetzt lässt du mich allein darin schlafen! Mama hat schon das Menü für das Hochzeitsessen geplant – wer soll das jetzt kriegen? Papa hat gespart, will uns zur Hochzeit ein kleines Häuschen schenken …! Du Schuft, wenn du mich verlässt – soll dich samt deinem Jesus der Blitz treffen; die Geier sollen deine miesen Knochen in der Wüste fressen …
Johannes: Aber, Mirjam, Du weißt, ich liebe Dich, aber ich habe jetzt eine dringende Aufgabe von Jesus …
Mirjam (fällt ihm – bitter lachend – ins Wort): Ja, Jesus kann nicht warten, aber Mirjam soll warten! Da träumst Du von! Glaubst Du, ich warte auf Dich, bis ich alt und runzlig bin? Nix da! (nachdenklich) Der Samuel ist ein Hübscher – und er lächelt und zwinkert immer, wenn er mich sieht. Na, vielleicht hab ich doch noch Verwendung für Bettzeug, Hochzeitsessen und Häuschen … schau, dahinten kommt ja der Samuel, grad im richtigen Moment. (winkt) Hallo, Samuel, wohin des Wegs? Wart auf mich, ich wollte Dich schon lange was fragen … (ab)
Johannes zu Jakobus: He, Jakobus! Ist der Preis nicht doch zu hoch? Sollen wir das wirklich machen?
Salome, die Mutter der beiden, erscheint: Was höre ich? Ihr wollt weg? Aber ihr könnt mich nicht verlassen. Mich, Eure alte Mutter! Ihr seid doch meine einzigen Kinder! Ich war immer für Euch da – seit ich Euch zur Welt gebracht habe. Ihr dürft nicht gehen! Kummer und Sorge würden mich umbringen! … Außerdem möchte ich doch möglichst bald kleine Enkelchen auf meinen Knien wippen! Mirjam wäre so eine nette Schwiegertochter – und sicher eine gute Mutter. So eine Frau findest Du nicht wieder. Hübsch ist sie auch! Was willst Du mehr? Nein, meine Jungs, Ihr lasst mich nicht im Stich, das weiß ich!
Jakobus zu Johannes: Johannes, denk an Jesus, denk an das Reich Gottes, komm endlich!
Zebedäus (spöttisch): So, so, das Reich Gottes, dafür kann man schon die ganze Welt ins Unglück stürzen?! Also, meine lieben Söhne, jetzt müsst Ihr Euch entscheiden: Hier gibt es Eltern, die Euch lieben, Menschen, die Euch brauchen, eine Braut, die wartet, hier gibt es ein festes Einkommen, ein hübsches Häuschen und eine gute Zukunft – statt Rumzigeunern mit Jesus, um trockenes Brot betteln und auf der Straße pennen, weil Ihr vom Reich Gottes träumt! Sagt Hü oder Hott! Nur damit Ihr klarseht: Wenn Ihr geht, dann geht Ihr für immer! Dann ist hier für Euch die Tür zu und der Ofen aus …
Predigt von Friedhard Sauerbrey
Es war doch wirklich verrückt, was Johannes, Jakobus und einige andere damals gemacht haben. Eigentlich war es sogar total bescheuert, oder etwa nicht? Sie verlassen ihr altes Leben – das Dach über den Kopf, den Job, das sichere Einkommen. Sogar die Eltern lassen sie allein zurück. Dazu kommt vielleicht noch, wie im Anspiel gesehen, der Stress mit der Verlobten bzw. Ex-Verlobten.
Und das alles wegen Jesus, dem Zimmermann aus dem Kaff Nazareth, der gerade dabei war, eine zweite Karriere als Wanderprediger zu starten.
Jesus nachfolgen – Das war vielleicht nicht die ganz große Rebellion, aber zumindest eine kleine und völlig ausreichend, um einige Leute total vor den Kopf zu stoßen.
Und es hat Jakobus, Johannes und die anderen echt eine Menge gekostet.
Ich frage mich: Warum haben die das gemacht?
Stell dir vor, da kommt einer her und sag zu dir „Folge mir nach!“ Wahrscheinlich würdest du sagen „Ey, Alter vergiss es! Warum sollte ich dir nachfolgen? Warum sollte ich mein Leben an dir ausrichten?“
Irgendetwas muss an Jesus besonders sein, so dass es Menschen gab und auch heute noch gibt, die ihm nachfolgen, die sagen: „An dir richte ich mein Leben aus. Du gibst die Richtung vor – egal, was passiert.“
Was ist das Besondere an Jesus? Was haben die Jünger damals erlebt oder geahnt, als sie beschlossen, dem Ruf von Jesus zu folgen?
Drei Dinge, die mir dazu eingefallen sind.
- Jesus sagt „JA“ zu uns.
Er hat bedingungslos „Ja“ gesagt, zu den Menschen, die ihm begegnet sind: „Folge mir nach, ich will dich.“ Egal, ob das der kleine Zollbeamte war, der mit den verhassten Römern zusammengearbeitet und seinen Mitmenschen unrechtmäßig das Geld aus der Tasche gezogen hat. Keiner hätte mit ihm mehr als nötig geredet. Aber Jesus lädt sich bei ihm zum Essen ein.
Oder die Frau, die in ihrem Hunger nach Leben von einer Beziehung in die nächste stolpert, und dabei selbst langsam den Überblick verliert. Von ihren Mitmenschen erntet sie nur Getuschel und verächtliche Blicke. Aber Jesus wendet sich ihr zu, spricht mit ihr und zeigt ihr, dass sie wertvoll ist und dass auch ihr Leben wieder gut und heil werden kann.
Und dann fallen mir noch die Jünger ein. Die waren auch weder Helden noch Engel. Einfache Leute, manchmal mit großer Klappe, aber ziemlich schnell zu Fuß, wenn es gefährlich wurde. Menschen mit jeder Menge Fehler.
Die Brüder Jakobus und Johannes wurden von Jesus die „Donnersöhne“ genannt. Vermutlich war die Atmosphäre bei ihnen oft spannungsgeladen und dann konnten sie ganz gut austicken. Aber Jesus beruft gerade sie zu seinen engsten Mitarbeitern.
Jesus begegnet jedem mit Liebe und Wertschätzung.
Jesus kennt auch dich. Er kennt das auf und ab deiner Gefühle. Er kennt dich durch und durch. Er kennt deine Gedanken, deine Ängste.
Er weiß, was kein Mensch über dich wissen soll.
Und er liebt dich, so wie du bist, und obwohl du bist, wie du bist.
Das haben die Menschen in seiner Gegenwart gespürt. Und das finde auch ich an Jesus so faszinierend und für mich selbst so unheimlich tröstlich.
- Jesus hat etwas Großartiges mit uns vor.
Da gibt es eine große Herausforderung, neudeutsch „Challenge“ auch für dein Leben. Zu den Jüngern hat er damals gesagt, sie sollen „Menschenfischer“ werden. Ich glaube nicht, dass sie das damals schon zu 100% verstanden haben, aber sie haben geahnt, da kommt etwas Großes.
Keine Angst, nicht jeder muss ein „Menschenfischer“ im großen Stil werden. Das Große, das Jesus mit dir vorhat, ist vor allem, dass DU DU bist, und immer mehr das entfaltest, was Gott in dich hineingelegt hat – und das ist eine ganze Menge, jedenfalls viel mehr, als du denkst. Jesus will dir helfen, dass die Idee, die Gott von deinem Leben hat, immer mehr zur Wirklichkeit wird. Und ich bin überzeugt, dass genau das das Beste ist, was einem Menschen passieren kann.
- Mit Jesus kommt uns Gott ganz nah.
Die Jünger haben geahnt und gespürt, dass Gott in Jesus ganz besonders nah ist.
Ohne Gott fehlt etwas in unserem Leben. Es fühlt sich an wie ein riesiges Loch. Kennst du dieses Gefühl, das sich anfühlt wie Heimweh, obwohl du daheim bist? Du fühlst dich klein und verloren in einer riesigen Welt und hast Sehnsucht nach etwas, weißt aber nicht, was es ist. Ich glaube, wir sind von Gott so gedacht und gemacht, dass wir Gemeinschaft mit Gott haben sollen. Und dass nur so unser Leben vollständig sein kann. Und solange wir ohne Gott sind, bleibt das Gefühl, dass da etwas Entscheidendes fehlt.
Die Lampe hier an der Decke hat ein interessantes, modernes Design. Da hat sich jemand echt Gedanken gemacht und man kann diese Lampe schön finden. Aber das Entscheidende ist doch nicht, dass sie schön anzusehen ist, sondern dass sie Licht spendet. Denn sie ist gemacht worden, um zu leuchten. Wenn sie das nicht tut, ist der Sinn ihres Daseins verfehlt. Wenn aber jemand den Lichtschalter betätigt, dann wird der Stromkreis geschlossen und die Lampe macht genau das, wofür sie geschaffen wurde.
Wenn Jesus in dein Leben kommt und wenn du ihm vertraust und ihm nachfolgst, dann ist das so, als ob jemand den Lichtschalter drückt: Du kommst mit Gott in Verbindung, du lebst in Gemeinschaft mit ihm. Und das ist genau das, wofür du geschaffen wurdest. Jesus Nachfolgen heißt, dass der Stromkreis geschlossen wird, dass die Verbindung zu unserer Kraftquelle hergestellt ist. Daran darfst du die nächsten Tage denken – jedes Mal, wenn du einen Lichtschalter betätigst.
Jesus sagt JA zu dir. Er will, dass du ein erfülltes Leben hast und dass du immer näher bei Gott lebst. Deshalb lädt er dich ein: „Folge mir nach!“
Amen
Gottes Diener – von Mike Werner
Noah, der hat sich betrunken,
Abraham, der war zu alt,
Isaak im Traum versunken,
Jakob hat gelogen kalt.
Lea, die war ziemlich hässlich,
Martha sorgte sich so gern,
Gideon, der war recht ängstlich,
Petrus leugnete den Herrn.
Der Zachäus war ein Kleiner,
Jona, der lief weg vor Gott,
Salomo maßlos wie keiner
Hiob ging komplett bankrott.
Mose konnte nicht gut reden,
Simson war ein Frauenheld,
Jünger schliefen ein beim Beten,
Rahab bot sich an für Geld.
Der Elia wollte sterben,
Lazarus, der war schon tot,
Joseph sollt‘ als Sklav‘ verderben,
Saulus brachte Christen Not.
Und da glaubst du doch tatsächlich,
dass dich Gott nicht brauchen kann?
Doch beim Herrn ist alles möglich,
werd‘ sein Werkzeug! Nimm ihn an!
Gemeinsames Nachfolgegebet
Jesus, Danke, dass ich zu Dir gehören darf, dass ich an dich glauben darf, dass ich dein Jünger sein darf.
Aber glaube ich wirklich so an Dich, wie ich es sollte? Bin ich wirklich schon dein Jünger?
Wenn ich in mein Herz schaue, dann merke ich: Mir fehlt noch ganz viel! Ich bin nur ein Anfänger im Glauben, ich mache gerade die ersten Schritte in deiner Nachfolge!
Nur eines ist sicher: Ich gehöre dir! Nicht weil ich das will, sondern weil du das willst. Du hast mich für dich ausgewählt.
Darum bitte ich dich: Schenke mir den Glauben, das Vertrauen und den Gehorsam.
Mach mich zum Jünger, zum Nachfolger, der auf deinen Weg geht und nicht abweicht!
Ich gebe dir mein Herz, reinige es, gestalte es neu, mache mich zu einem Menschen, der dir gefällt.
Dann will ich mit dir gehen – jetzt auf dieser Welt und einst in deinem ewigen Reich.
Amen.