Unter diesem Wort aus dem 1. Petrusbrief stand die Gebetswoche für die Einheit der Christen im Jahr 2016. Die Gebetswoche wird seit 1909 weltweit gehalten; dennoch dauerte es über 100 Jahre, bis der erste ökumenische Gottesdienst zur Gebetswoche in Wiesentheid gefeiert wurde. Unterschiedliche Konfessionen und Nationalitäten waren auf Einladung von Pfarrer Martin Fromm am Samstag, dem 07.05.2016, zum Abendgottesdienst in der lutherischen Gnadenkirche „St. Matthäus“ versammelt. Gemeinsam beteten der rumänisch-orthodoxe Priester Lucian Bolos (Neuendettelsau), der altlutherische Pfarrer Hans-Hermann Holst (Selbständige evangelisch-lutherische Kirche, Nürnberg), Diakon Karl Leierseder von der römisch-katholischen St. Mauritiusgemeinde Wiesentheid und der evangelisch-lutherische Dekan Günther Klöss-Schuster: „Heiliger Geist, nimm von uns die Spaltungen in unseren Herzen, in unseren Gemeinden und in der Welt und mache uns eins in Jesu Namen.“
Tiefen Eindruck hinterließ die Predigt des aus München angereisten Mönchserzpriesters der koptisch-orthodoxen Kirche, Pater Deuscoros. Pater Deuscoros trat als studierter Wirtschaftswissenschaftler in das älteste christliche Kloster der Welt ein, das Antonius-Kloster am Roten Meer. Nach Jahren als Mönch und Abt wurde er durch seinen Bischof nach Deutschland entsandt.
Die Kopten sind die Ureinwohner Ägyptens, die „Erben der Pharaonen“, die schon im 3. und 4. Jahrhundert flächendeckend den christlichen Glauben annahmen. Sie sind aber auch eine Kirche, die in ihrer Geschichte und Gegenwart ganz besonders Druck und Verfolgung ausgesetzt war und ist. Das Massaker an 21 koptischen Gastarbeitern in Libyen im Februar vergangenen Jahres sorgte weltweit für Erschütterung. Die Männer waren von IS-Terroristen verschleppt worden und sollten ihrem christlichen Glauben abschwören. Als sie sich weigerten, wurden sie am Mittelmeerstrand enthauptet. Der Patriarch der koptischen Kirche, Tawadros II., der wie das katholische Kirchenoberhaupt als Papst bezeichnet wird, sprach die Männer inzwischen heilig. Pater Deuscoros erklärte: „Eine Kirche der Märtyrer zu sein, gehört zum koptischen Selbstverständnis“. Der koptische Kalender beginne deshalb mit dem Jahr 284 nach Christus, dem Jahr, in dem die große Christenverfolgung des römischen Kaisers Diokletian begann, der ungezählte Gläubige zum Opfer fielen. Die Christen Ägyptens verdanken ihre Standfestigkeit in der Verfolgung ihrem tiefen Glauben an die Auferstehung:“ Wir freuen uns über die Auferstehung Jesu Christi, des Herrn, denn er besiegte den Tod und gab uns die Gewissheit, dass es auch für uns, ihm gleich, ein Leben nach dem Tod geben wird, ein ewiges Leben.“ Die reichen Gaben der Kollekte an diesem Abend kommen der koptisch-orthodoxen Kirche zugute. Bewegend war die musikalische Gestaltung durch die Kantorei Gnadenkirche unter Leitung von Frau Gabriele Huber. Nachdem das Schlussstück „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ mit dem Solisten Peter Buss-Hüttner verklungen war, verharrte die Gemeinde in andächtigem Schweigen. Alle Beteiligten, die Angehörigen verschiedener Kirchen und Gemeinden und die – auch unter den Gottesdienstbesuchern zahlreich vertretenen – Geistlichen schließen sich dem Wunsch von Pater Deuscoros an: „Möge der ökumenische Gedanke in allen unseren Kirchen immer stärker werden!“
Text und Bilder: Pfarrer Martin Fromm