Die traditionelle Weinbergandacht des Frauenkreises Wiesentheid konnte wegen des kühlen, regnerischen Wetters am 9. Mai 2019 nicht auf dem Frankenblick gefeiert werden. Der Frauenkreis wich mit seinen Gästen, dem Frauenbund der katholischen Mauritius-Gemeinde und dem Abtswinder evangelischen Frauenkreis, in das Wiesentheider Gemeindezentrum aus. Die Andacht hielt Pfarrer Martin Fromm anlässlich des Todestages von Nikolaus Reichsgraf von Zinzendorf (*1700, +1756) über diese bedeutende Persönlichkeit des kirchlichen Lebens. Graf Zinzendorf war für eine konfessionsübergreifende Andacht der Frauengruppen ganz besonders als Thema geeignet, weil er ein Pionier der Ökumene gewesen ist und sich zugleich für die Aufwertung der Frau im gemeindlichen und bürgerlichen Leben stark gemacht hat. Zugleich ist der Graf, der sich weltweit engagierte, auch eine Person der Regionalgeschichte: Eine unglückliche Liebesgeschichte verbindet ihn mit Castell, die Gründung einer Siedlung zur „Ausbreitung des Reiches Gottes im Frankenland“ in Rehweiler mit diesem Steigerwalddorf. Zinzendorf, der die Herrnhuter Brüdergemeine ins Dasein rief und lange leitete, ist aus der evangelischen Frömmigkeitsgeschichte nicht wegzudenken: Zum einen dichtete er zahlreiche Kirchenlieder, die immer noch gerne gesungen werden, zum anderen war er auch der Urheber der Tageslosungen, die bis heute viele Christen in den Tag begleiten. Ein Wort von ihm zeigt die Aktualität seines in der Bibel verankerten Denkens: „In jeder Konfession [wörtlich nach Zeitbrauch: Religion] liegt ein gewisser Gedanke Gottes, der durch keine andere erhalten werden kann. Jede christliche Konfession [Religion] hat ein Kleinod, das sie auf Gottes Befehl erhalten muss, wozu sie so zu reden den Schlüssel allein hat.“ Er betonte, dass die verschiedenen christlichen Kirchen sich deshalb nur als Teilkirchen der einen Christenheit betrachten dürften, da sie sonst den anderen Konfessionen die Zugehörigkeit zu Jesus absprechen würden. Würde dieser theologische Ansatz in der Ökumene heute berücksichtigt, wären wir der sichtbaren Einheit der Christen näher, als wir es sind. In diesem Sinne muss man wohl sagen: Vorwärts zu Zinzendorf! Die musikalische Gestaltung der Andacht übernahmen dankenswerterweise das Bläserensemble um Otto Enk und Pfarrerin Beate Krämer an der Orgel. Im Anschluss an die Andacht stärkten sich alle an einem wahrhaft köstlichen Büffet, das gemeinschaftlich zusammengetragen worden war. So schön es im Gemeindezentrum war – für das nächste Jahr hoffen wir auf besseres Wetter, damit die  Weinbergandacht ihren Namen wieder zu Recht trägt!

Weinbergandacht des Frauenkreises

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