Eröffnung

Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.  Amen.   

 

 

Eingangspsalm (gesprochen)

Psalm 23

Der HERR ist mein Hirte,

mir wird nichts mangeln.

Er weidet mich auf einer grünen Aue

und führet mich zum frischen Wasser.

Er erquicket meine Seele.

Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,

fürchte ich kein Unglück;

denn du bist bei mir,

dein Stecken und Stab trösten mich.

Du bereitest vor mir einen Tisch

im Angesicht meiner Feinde.

Du salbest mein Haupt mit Öl

und schenkest mir voll ein.

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,

und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

 

Ehre sei dem Vater und dem Sohn

und dem Heiligen Geist,

  wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit

  und in Ewigkeit. Amen.

 

 

Gebet

Herr, unser Gott, du hast Jesus Christus, den guten Hirten, von den Toten auferweckt und rufst uns zu seiner Herde. Gib uns deinen Geist, dass wir die Stimme dieses Hirten erkennen und ihm nachfolgen, unserem Herrn Jesus Christus, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 


Epistel: Hebräer 13,20-21

 Der Gott des Friedens aber, der den großen Hirten der Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt hat durch das Blut des ewigen Bundes, der mache euch tüchtig in allem Guten, zu tun seinen Willen, und schaffe in uns, was ihm gefällt, durch Jesus Christus, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

 

Lied: EG 594 (Der Herr, mein Hirte)

1. Der Herr, mein Hirte, führet mich. / Fürwahr, nichts mangelt mir. /  Er lagert mich auf grünen Au’n / bei frischem Wasser hier. 2. Erquickung schenkt er meiner Seel‘ / und führet gnädiglich /  um seines hohen Namens Ehr / auf rechter Straße mich. 3. Geh ich durch’s dunkle Todestal, / ich fürcht‘ kein Unglück dort. /Denn du bist da, dein Stecken und Stab / sind Tröstung mir und Hort. 4. Den Tisch bereitest du vor mir, / selbst vor der Feinde Schar. /Mein Haupt salbst du mit deinem Öl, / mein Kelch fließt über gar. 5. Ja, deine Güte folget mir / mein ganzes Leben lang, / und immerdar im Haus des Herrn / ertönt mein Lobgesang.

 

Evangelium: Johannes 10,11-16.27-30

Jesus Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht – und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie –, denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe. Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich mein Vater kennt und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe. Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Mein Vater, der mir sie gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus des Vaters Hand reißen. Ich und der Vater sind eins.

 

Glaubensbekenntnis

 

Kurzpredigt

„Bäh, bäh – du dämliches Schaf! Immer brav der Herde nach!“

Das Schaf hat in unserer Gesellschaft einen schlechten Ruf – es gilt als Inbegriff der Dummheit und Willenlosigkeit, als das Herdentier schlechthin, unfähig, eigene Wege einzuschlagen. Das Schaf lässt sich von seinem Hirten melken, scheren und schlachten – ohne jede Gegenwehr! „Du Schaf“ – ist nie als Kompliment gemeint! Wollen wir gerne Schafe sein? Darauf würde wohl jeder mit „Nein“ antworten!

Vielleicht wehren sich Menschen aber gerade deshalb dagegen, dass man sie als „Schaf“ bezeichnet, weil sie wissen: Irgendwas ist da schon dran! Gerade in Krisenzeiten ertönt laut der Ruf nach einem „starken Mann“, nach einem Hirten, der die Richtung vorgibt. Und wenn Regierungen mit dem Leben Tausender spielen, um eine „Herdenimmunität“ gegen das Corona-Virus aufzubauen, dann löst das keinen Aufschrei aus! Bäh, bäh! 

Ja, immer wieder lassen sich Menschen zu einer willfährigen, gehorsamen Herde machen, die ihrem schlechten Hirten in den Abgrund folgt. Der Prophet Jesaja schrieb Jahrhunderte vor Jesu Geburt: „Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg.“ (Jes 53,6)

Gott sei Dank tritt Christus, das Lämmlein, das „die Schuld trägt“, an unsere Stelle, an die Stelle der Herde, die sich von Gott, ihrem Hirten losgesagt hat: „Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn.“ (Jes 53,6)

In diesem Satz des Propheten sehen wir, wie das Bild des Schafes in doppeldeutiger Weise verwendet wird: für uns Menschen als Herdentiere, die sich von falschen Hirten auf verderbliche Weiden führen lassen – aber auch für Christus, der sich in liebender Freiheit, als Lamm Gottes, für uns opfert. Jesaja schreibt: „Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf.“ (Jes 53,7)

An dieser Stelle wechselt in der Bibel das Bild. Denn das geopferte Gotteslamm ist zugleich der gute Hirte, der sein Leben für uns, für die Schafe lässt. Dieser Hirte ist ganz anders, als die bösen Hirten, die sie zugrunderichten, als die Mietlinge, die die Herde verachten: Der gute Hirte lebt und stirbt für seine Herde, er gibt sie nicht dem Wolf preis, indem er in Gefahr flieht,. Der gute Hirte sieht in denen, die sich von ihm führen lassen, nicht eine Masse an Wolle-, Milch- und Fleischlieferanten – er weiß um jedes einzelne Schaf seiner Herde, er kennt es beim Namen, kümmert sich um sein Wohl. Er geht jedem einzelnen seiner Tiere nach, wenn es sich verlaufen hat. 

Ob es gut ist, ein Schaf in einer bestimmten Herde zu sein, entscheidet sich also ganz allein am Hirten. Wenn wir uns in die Hände der bösen Hirten geben, dann wird es uns und der Herde der Mitläufer böse ergehen. Wenn aber Jesus unser guter Hirte ist, wenn wir als „Jesu Schäflein“ zu seiner Herde gehören, dann ist das das allergrößte Gut! Jesus führt uns an die Quellen des Lebens und auf die Weiden der Ewigkeit! Jesus gegenüber ist unbedingtes Vertrauen und stiller Gehorsam angebracht, sich in seine Hände zu geben, ist wahre Glückseligkeit: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.“ Amen.  

 

Geschichte

Elsa Sophia von Kamphoevener, die Tochter eines deutschen Feldmarschalls in Diensten des osmanischen Reiches, sammelte vor mehr als 100 Jahren Märchen und Geschichten unter (muslimischen) anatolischen Hirten und schrieb sie auf. Eines dieser Märchen handelt von Gülbeg, Gülül und dem Lamm Djanum:

Unter den Hirten des anatolischen Hochlandes lebten einst zwei kleine Kinder, ein Junge und ein Mädchen. Der Knabe hieß Gülbeg, seine Schwester Gülül. Gülbeg und Gülül waren Zwillinge und sie waren Waisenkinder. Schon bald nach ihrer Geburt hatte man ihre Eltern zu Grabe getragen. So wuchsen sie auf im Schoß des Stammes, eine Verwandte gab ihnen mit ihrem eigenen Säugling die Brust. Seit dem Augenblick ihrer Geburt hatten Gülbeg und Gülül einen Besitz: das Schaf Djanum. In ihrem Stamm wollte es der Brauch, dass ein Schaf, das zur selben Stunde das Licht der Welt erblickte, wie ein Menschenkind, diesem gehören sollte. So wurde Djanum das Eigentum Gülbeg und Gülül waren sie doch mit Abstand weniger Minuten geboren.

Gülbeg, Gülül und ihr Lamm Djanum wurden miteinander größer. Tags sprangen sie gemeinsam zwischen Felsen und kargen Weiden herum, nachts teilten sie das einfache Lager.

Fünf Jahre waren sie alt, die Zwillinge und ihr Lamm, da rief der Oberhirte des Stammes die Kinder zu sich. Er sagte: „Euer Schaf soll nun Teil der Herde unseres Stammes werden. Es wird einmal die Mutter vieler Lämmer sein und euren Besitz mehren.“

Gülbeg und Gülül erschraken sehr. Niemals wollten sie sich von Djanum trennen lassen. Was kümmerten sie viele neue Lämmer, dieses eine war das ihre. Als es Nacht wurde, blieb ihr gemeinsames Lager leer. Gülbeg, Gülül und Djanum wanderten in die Dunkelheit hinaus – wohin, das wussten sie nicht.

Sie waren zusammen, sie waren frei und sie waren glücklich. Gülbeg lief voraus, Gülül hielt sich am Hemd des Bruders fest und folgte ihm und das Lamm sprang um sie herum.

Plötzlich vernahmen die Kinder das Poltern von Steinen und gleich darauf ein klägliches Blöken. Ihr geliebtes Lamm war einen Hang hinabgestürzt. „Wir können es nicht liegenlassen“, rief Gülbeg. Er fasste seine Schwestern bei der Hand und gemeinsam kletterten sie zu Djanum hinunter. – Da gab der Boden nach.

Plötzlich stand Gülül auf der Höhe eines gewaltigen Berges. Vor sich sah sie einen Hirten, den sie noch nie erblickt hatte, er hielt Gülbeg an der Hand und beugte sich eben nieder, um ihr Lamm zu liebkosen. Er war gekleidet wie jeder Hirte der Berge, mit einem Bocksfell über der einen Schulter und einem Ledergurt um die Mitte. Sein reiches dunkles Haar über der Stirn war gelockt und er stand frei und aufrecht. Der Hirte hatte ein sanftes Gesicht und ein schönes Lächeln.

Er richtete sich auf und fasste Gülüls Hand.

Ihr Brüder Gülbeg schaute dem Hirten ins Gesicht, er spürte den warmen Druck seiner Hand. Da musste er an ein Wort denken, das er oft von den Hirten des Stammes gehört hatte. Sie sagte es, wenn im letzten Moment ein Unglück verhindert wurde: „Das ist ja noch mal gut gegangen. Aber was wäre wohl aus der Sache geworden, wenn nicht der Sohn der gesegneten Maria geholfen hätte, er, der Hirte aller Hirten?“

Da erfüllte Gülbeg tiefes Vertrauen zu dem fremden Mann und er fragte ohne Scheu: „Bist du der Sohn der gesegneten Maria, der Hirte aller Hirten?“ Da lächelte der Mann und antwortete: „Du sagst es, kleiner Bruder, ich bin ihr Sohn. Wollen wir sie zusammen suchen gehen?“

Gülül schaute ihn fragend an: „Gehen wir denn nicht zurück zu unserem Stamm und unserer Herde?“ Der Hirte ließ Gülbegs Hand los, nahm Gülül zärtlich in seine Arme und sagte mit freundlicher Stimme: „Aber warum denn zurück gehen? Vorwärts ist es schöner, kleine Gülül – sieh nur, welch herrliche Straße wir vor uns haben, wie alles hier in Blüte steht. Ist es nicht schön, dort weiter zu gehen, kleine Gülül?“

Voller Staunen sah Gülül, dass sie nicht mehr auf steinigen Felsen stand, sondern in einem herrlichen Garten. Sie drückte den Hirten aller Hirten und jubelte: „O Blumen! Sieh nur, Gülbeg, Blumen! Aber Djanum soll sie nicht fressen, nein, Sohn der gesegneten Maria!“

Da freuten sich die Kinder und liefen mit dem Hirten die blühende Wiese entlang und ihr Lamm spielte um ihre Füße.

Der Hirte sah liebevoll auf die Kinder herab: „Nicht nur meine Mutter, die gesegnete Maria, wartet auf euch“, sagte er, „auch eure Mutter harrt euer voll Freude.“

Da sahen die Kinder die selige Maria. Sie stand mit ausgebreiteten Armen dort und lächelte. Die Kinder, die Vater und Mutter nie gekannt hatten, wurden von Glück erfüllt und liefen ihr entgegen. Und sie schloss sie in die Arme und drückte sie an ihr Herz.

(Quelle: Elsa Sophia von Kamphoevener: Anatolische Hirtenerzählungen, Frankfurt/Berlin 1993, S. 11-20 [stark gekürzt von Martin Fromm])

 

Fürbitten

HERR, ich höre dein Wort: Ich bin der gute Hirte.

So bitte ich dich: Sei in dieser Not bei deiner Herde.

Stärke alle, die schwach und elend sind.

Suche alle, die sich einsam und verzweifelt fühlen.   

Bringe zurück, die sich verlaufen haben.

Rufe die herbei, die noch nicht auf deine Stimme hören.

Trage alle Sterbenden, auf deinen Armen auf die grünen Auen der Ewigkeit.

Ja, du allein bist unser guter Hirte – jetzt und immer. Amen.

 

Vaterunser

 

Segen

Der Herr segne uns und behüte uns, der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns + Frieden. Amen.

 

Schlusslied:

EG 100: Wir wollen alle fröhlich sein

  1. Wir wollen alle fröhlich sein / in dieser österlichen Zeit, / denn unser Heil hat Gott bereit. /

Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja. / Gelobt sei Christus, Marien Sohn.

2. Es ist erstanden Jesus Christ, / der an dem Kreuz gestorben ist;/ dem sei Lob, Ehr zu aller Frist. / Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja. / Gelobt sei Christus, Marien Sohn.

3. Er hat zerstört der Höllen Pfort, / die Seinen all herausgeführt / und uns erlöst vom ewgen Tod. / Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja. / Gelobt sei Christus, Marien Sohn.

4. Es singt der ganze Erdenkreis / dem Gottessohne Lob und Preis, / der uns erkauft das Paradeis./ Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja. / Gelobt sei Christus, Marien Sohn.

5. Des freu sich alle Christenheit / und lobe die Dreifaltigkeit / von nun an bis in Ewigkeit. /

Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja. / Gelobt sei Christus, Marien Sohn.

 

Ordnung für einen Hausgottesdienst am Sonntag des guten Hirten

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