Ordnung für einen Hausgottesdienst am Sonntag Jubilate

 

Eröffnung

Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.  Amen.                              

 

 

Eingangspsalm: Psalm 66,1-9

Jauchzet Gott, alle Lande!

Lobsinget zur Ehre seines Namens;

rühmet ihn herrlich!

            Sprecht zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke!  

Deine Feinde müssen sich beugen vor deiner großen Macht.

Alles Land bete dich an und lobsinge dir,

lobsinge deinem Namen.

            Kommt her und sehet an die Werke Gottes,

            der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern.

Er verwandelte das Meer in trockenes Land,

sie konnten zu Fuß durch den Strom gehen.

Darum freuen wir uns seiner.

            Er herrscht mit seiner Gewalt ewiglich,  

            seine Augen schauen auf die Völker.

            Die Abtrünnigen können sich nicht erheben.

Lobet, ihr Völker, unsern Gott,

lasst seinen Ruhm weit erschallen,

            der unsre Seelen am Leben erhält

            und lässt unsere Füße nicht gleiten.

 

Ehre sei dem Vater und dem Sohn

und dem Heiligen Geist,

      wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit

      und in Ewigkeit. Amen.

 

Gebet

Allmächtiger, ewiger Gott und Vater,

der du denen, die in die Irre gehen, das Licht deiner Wahrheit leuchten lässt, damit sie wieder auf den rechten Weg kommen mögen, wir bitten dich: Gib allen, die an Jesus Christus glauben, die Gnade, dass sie abweisen, was dich betrübt, und annehmen, wodurch verherrlicht wirst. Das bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 

Evangelium: Johannes 15,1-8

Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer und sie müssen brennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.

 

Glaubensbekenntnis

 

Epistel: Apostelgeschichte 17,22-34

Paulus stand mitten auf dem Areopag in Athen und sprach: Ihr Männer von Athen, ich sehe, dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt. Ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer angesehen und fand einen Altar, auf dem stand geschrieben: Dem unbekannten Gott. Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt. Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt. Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen, damit sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns.

Denn in ihm leben, weben und sind wir; wie auch einige Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines Geschlechts.

Da wir nun göttlichen Geschlechts sind, sollen wir nicht meinen, die Gottheit sei gleich den goldenen, silbernen und steinernen Bildern, durch menschliche Kunst und Gedanken gemacht. Zwar hat Gott über die Zeit der Unwissenheit hinweggesehen; nun aber gebietet er den Menschen, dass alle an allen Enden Buße tun. Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis richten will mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat. Als sie von der Auferstehung der Toten hörten, begannen die einen zu spotten; die andern aber sprachen: Wir wollen dich darüber ein andermal weiterhören. So ging Paulus von ihnen.

Einige Männer schlossen sich ihm an und wurden gläubig; unter ihnen war auch Dionysius, einer aus dem Rat, und eine Frau mit Namen Damaris und andere mit ihnen.

 

Kurzpredigt

Machen wir in Gedanken einen Sommerbummel durch eine Großstadt unserer Tage: An der Tür zum Einkaufszentrum halten Zeugen Jehovas den „Wachtturm“ hoch, gegenüber tanzen Krischna-Jünger  zu Trommelschlag, auf angemieteten Werbeflächen wettert das Universelle Leben gegen das Fleischessen und die Jagd, das Lectorium Rosicrucianum bietet auf weiß-goldenen Plakat seine angeblich uralten Weisheitslehren an … Und natürlich kommt man auch an den unzähligen Kirchen der verschiedensten christlichen Konfessionen vorbei, an Moscheen, Tempeln, Lehrhäusern und vielleicht sogar an einer Synagoge  vorbei …

 

Genauso müssen wir uns die Situation im antiken Athen vorstellen. Überall stehen sie noch, die großen, alten Tempel der Götter des Olymp, des Zeus, der Hera, des Ares, der Venus. Aber längst ist den Menschen Zweifel an den alten Göttern gekommen, die so menschlich sind und doch den Menschen so fern. So entstehen neben den alten Opferstätten die neuen Andachtsorte für Kulte, die in Ägypten oder im Vorderen Orient zu Hause sind: Isis findet ihre Anhänger, ebenso wie Mithras oder Kybele … und in unmittelbarer Nähe befinden sich die alten Zentren der athenischen Philosophie: Die platonische Akademie, der Peripatos des Aristoteles, die Schulen der Stoiker, der Epikureer, die umherziehenden Kyniker.

 

Ja, Athen ist ein riesiger Marktplatz der Religionen und Weltanschauungen – jeder bietet seine Ansichten, Meinungen und Überzeugungen feil. Und in diese Stadt kommt Paulus, um für Christus zu werben. Er durchwandert sie und sein Geist ergrimmt über diesem wilden Durcheinander der Kulte und Götzenbilder.

 

Aber dann sieht er etwas, was ihn tief berührt, er sieht einen Altar mit der Aufschrift „agnoostoo theoo“, dem „unbekannten Gott“. Und da erkennt Paulus, was sich hinter der Fülle der Altäre, Götterbilder, Tempel und Andachtsstätten verbirgt: nämlich eine tiefe Sehnsucht der Menschen nach Gott.

Als Paulus dann auf dem Areopag zur Volksmenge redet, da spricht er sie auf diese Sehnsucht an: „Ihr Männer von Athen, ich sehe dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt. Denn ich fand auch einen Altar, auf dem geschrieben stand: „Dem unbekannten Gott.““

 

Wie viel echte religiöse Sehnsucht lebt auch heute in unserer Gesellschaft? Wie viel echte religiöse Sehnsucht steht hinter so vielen Wegen und Abwegen und Umwegen? Wie viel echte religiöse Sehnsucht führt Menschen in totalitäre Sekten in der Hoffnung auf klare Führung? Wie viel echte Sehnsucht lässt Menschen nach Indien aufbrechen, oder sie den fernen Osten in unser Land holen, damit sie sich niederwerfen können vor einem langbärtigen Guru? Wie viel echte Sehnsucht lebt sogar noch im kruden Aberglauben der Esoterik und der verheißenen Fühlungnahme zu den höheren Welten?

 

Aber – der Mensch in seiner Sehnsucht, der Mensch, der sehnend sucht, er kann von sich aus nicht finden. Heute nicht und damals nicht!  

Wir, die wir mitten in der Schöpfung des Herrn leben, aus seiner Hand Leben und Tod, Krankheit und Gesundheit, Nahrung und Hilfe empfangen, tasten – wenn es um die Erkenntnis Gottes geht – umher wie die Blinden. Wir greifen in die Luft, haschen nach Wind, kommen der Wahrheit nicht näher, sondern entfernen uns nur immer weiter. Ja, wir ahnen, dass es etwas gibt, das größer ist als wir, ja, wir spüren in unseren Herzen den Drang, unseren Schmerz und unsere Freude in den uns umgebenden Nebel zu schreien, die Hand zu küssen, die uns Nahrung und Liebe schenkt – und doch bleibt unsere Sehnsucht nur Sehnsucht.

Schafft sich im schlimmsten Fall selbst die Götzen, die sie anbetet, erhebt die eigenen Wünsche in den Himmel, baut den Träumen Tempel, verehrt die eigene Macht und Energie oder erniedrigt sich vor den vermeintlichen Schicksalsgewalten. Füllt die Leere aus mit Religionen und Kulten und Übungen und Erfahrungen.

 

Aber der wahre Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, der Israel in die Freiheit geführt hat, der in Christus in diese Welt gekommen ist, der im Heiligen Geist in uns wohnt, dieser dreieinige Gott, er ist der menschlichen Sehnsucht unbekannt, er ist der „unbekannte Gott“.

 

Diesen Gott fanden die Athener nicht auf ihrem religiösen Markt der Möglichkeiten, nicht bei Homer, aber auch nicht bei Plato, nicht auf den großen Opferfesten und nicht in den Weihehandlungen der östlichen Kulte.

 

Diesen Gott finden wir Heutigen nicht auf Tanz- und Trommelworkshops oder Meditationskursen, nicht beim Motivationscoach oder beim Guru, nicht in der abgeschotteten Welt der Sekten oder der offenen des esoterischen Supermarkts.

 

Nein, das alles ist Ausdruck menschlicher Sehnsucht – aber gestillt werden kann diese Sehnsucht nur durch den einen, wahren Gott, den Herrn über Himmel und Erde. Und an diesen Gott kommen wir nur heran, weil er sich offenbart, genauer, nicht wir kommen an ihn heran, sondern er kommt zu uns, indem er sich uns offenbart. Er kommt zu uns in Jesus Christus, er geht ein in diese Welt, er wird Fleisch, er wird Mensch, er lebt, er leidet, er stirbt auf, an und für diese Welt – und er ersteht vom Tode um die Seinen zum Leben zu führen.

 

Diesen „unbekannten Gott“ bezeugte Paulus damals den Athenern. Aber – obwohl sie voll religiöser Sehnsucht waren, verlachten sie die Offenbarung, als sie ihnen gebracht wurde! Zu fremd schien dieser „unbekannte Gott“ zu sein! So verrückt es klingt: Der unbekannte Gott soll eben doch wieder den Bildern entsprechen, die Menschen für die bekannten Götter geschaffen haben, auch wenn sie nur Produkt ihrer Sehnsucht, ihrer Phantasie, ihrer Lebensangst oder ihrer Bewunderung für das Starke sind. Der Gott, den Paulus verkündete, war zu unbekannt, um den Athenern als ihr „unbekannter Gott“ einzuleuchten!

 

Ja, Athen war schon damals eine ungeheuer moderne Metropole – und unsere Metropolen tragen den Geist von Athen in sich und viele unserer Zeitgenossen sind „Athener“.  Sie irren in ihrer religiösen Sehnsucht hin- und her, die suchen und laufen, die flehen und betteln, sie analysieren heute ihr Karma und lassen morgen ihre Aura lesen und doch bleibt ihnen – inmitten einer christlich geprägten Kultur und umgeben von Kirchen – Jesus Christus der „unbekannte Gott“.       

 

Dabei brauchen wir, um zu Jesus Christus zu kommen, nur wenig, viel weniger als für alle alten oder neuen Kulte, Mysterien, östlichen oder westlichen Religionen, abergläubischen Systeme, für allen heiligen Schein und alle Scheinheiligkeit – wir brauchen nur ein offenes Herz für seine Offenbarung.

Wir brauchen nur die Bereitschaft, sein Wort zu hören und aufzunehmen.

Wir brauchen nur den Mut, uns in seine am Kreuz für uns weit ausgebreiteten Arme zu werfen.

Wir brauchen nur die Sehnsucht, die sich nicht damit abfindet, selbst gemachte Götzen anzubeten, sondern sich nach dem ausstreckt, der ihr entgegenkommt.

Wir brauchen nur das Vertrauen, dass er es besser mit uns meint, als wir es selbst je meinen könnten.

Wir brauchen nur die Liebe, die erkennt, dass sie von seinem Feuer entzündet ist.

Und das alles müssen wir nicht von uns aus mitbringen: Er wirkt es in uns durch den Heiligen Geist!

Anders werden wir nicht zu Christen. Aber nur so werden wir es. Er kommt zu uns und stillt unsere Sehnsucht, bringt unser Herz zur Ruhe und schenkt uns Stille nach der Rastlosigkeit.

 

Er ist der „unbekannte Gott“, der so hoffe ich, DIR wohlbekannt ist! Wenn er das noch nicht ist, dann lerne ihn kennen – gleich! ER offenbart sich DIR in DEINER Bibel!

   

 

 

 

Lied: Jauchzt alle Lande Gott zu Ehren (Strophen 1-2+4)

  1. Jauchzt, alle Lande, Gott zu Ehren, / rühmt seines Namens Herrlichkeit, / und feierlich ihn zu verklären, /
    sei Stimm und Saite ihm geweiht. / Sprecht: Wunderbar sind deine Werke, / o Gott, die du hervorgebracht; /
    auch Feinde fühlen deine Stärke / und zittern, Herr, vor deiner Macht.

 

  1. Dir beuge sich der Kreis der Erde, / dich bete jeder willig an, / dass laut dein Ruhm besungen werde /
    und alles dir sei untertan. / Kommt alle her, schaut Gottes Werke, / die er an Menschenkindern tat! /
    Wie wunderbar ist seine Stärke, / die er an uns verherrlicht hat!

 

  1. Rühmt, Völker, unsern Gott; lobsinget, / jauchzt ihm, der uns sich offenbart, / der uns vom Tod zum Leben bringet, / vor Straucheln unsern Fuß bewahrt. / Du läuterst uns durch heißes Leiden, /
    wie Silber rein wird in der Glut, / durch Leiden führst du uns zu Freuden; / ja alles, was du tust, ist gut.

 

Fürbitten

Herr Jesus Christus, du bist der Weinstock, wir sind die Reben.
Mit dir verbunden bringen unsere Bitten vor deinen himmlischen Vater:

Wir beten für alle, die mit ihrem Leben Zeugnis ablegen für die frohe Botschaft;
für alle, die auf der Suche sind nach Orientierung und Sinn.  

Wir beten für alle Frauen und Männer, die politische Verantwortung tragen;
für alle, die sich für das Wohl der Menschen und das Gemeinwohl einsetzen.

 

Wir beten für alle, die an Covid19 oder sonstigen Krankheiten leiden;

für alle Sterbenden und alle, die einen Verstorbenen betrauern.   

Wir beten für alle verfolgten Christen, die ihren Glauben nicht frei bekennen dürfen,
und für alle, die sich mit friedlichen Mitteln für Freiheit und Menschenwürde einsetzen.

 

Herr Jesus Christus, du bist der Weinstock des Vaters, wir sind deine Reben. Nur durch dich können wir Frucht bringen. Erhalte uns mit dir und untereinander verbunden. Dich loben wir heute und alle Tage unseres Lebens und in Ewigkeit. Amen.

 

Gebet

Herr Jesus Christus, wir trauern um deinen Diener, unseren Bruder, Pfarrer Werner.

Er hat Dir hier mit Hingabe gedient, gib ihm bei dir die selige Ruhe.

Schenke seiner Frau und seiner Familie Trost aus der Gewissheit der Auferstehung, in der Pfarrer Werner verstorbenen ist.  

Vereine uns, die wir in deiner irdischen Kirche verbunden waren, von Neuem in deiner himmlischen Gemeinde.

Dir, dem Sieger über den Tod, sei in Gemeinschaft mit dem Vater und dem Heiligen Geist Lob und Ehre in Ewigkeit. Amen.

 

Vaterunser

 

Segen

Der Herr segne uns und behüte uns, der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns + Frieden. Amen.

    

Lied: Jauchzt alle Lande Gott zu Ehren (Strophe 8)

Gelobt sei Gott und hochgepriesen, / denn mein Gebet verwirft er nicht; / er hat noch nie mich abgewiesen /
und ist in Finsternis mein Licht. / Zwar elend, dürftig bin ich immer / und schutzlos unter Feinden hier; /  
doch er, der Herr, verlässt mich nimmer, / wendt seine Güte nie von mir.

 

Ordnung für einen Hausgottedienst am Sonntag Jubilate

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