In den Pandemiejahren war die Pflege internationaler und ökumenischer Kontakte durch Begegnungen und gemeinsame Gottesdienste zeitweise unmöglich, ansonsten zumindest schwierig. Es war eine tiefe Freude, am 25.03.2023, dem Vorabend des Sonntags Judika, wieder – wie vor Corona regelmäßig – einen ausländischen Gastprediger in der Gnadenkirche begrüßen zu können. Pfarrer Dr. Gerson Mgaya aus unserer tansanischen Partnerkirche, der zu einer Konferenz in Deutschland weilte, verkündigte uns das Evangelium. Pfarrer Dr. Mgaya hat Erfahrungen als Gemeindepastor, ist aber als Hochschuldozent für biblische Theologie im Auftrag der Finnischen Lutherischen Mission tätig. Er dient dem Missionswerk in Tansania und Finnland. In seiner Predigt, die Pfarrer Gerhard Muck aus dem Suaheli ins Deutsche übersetzte, legte er das Wort der Heiligen Schrift zugleich sehr wissenschaftlich und auch gemeindegemäß aus. Dabei bezog er die aktuellen Probleme in den afrikanischen und europäischen Kirchen mit ein. Ausgehend von der Bezeichnung Jesu im Hebräerbrief als Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks, der sich selbst opfert zur Versöhnung der Welt, berichtete er, dass derzeit in Afrika Kirchen Zulauf haben – und viel Geld verdienen -, die Zweifel bei den Menschen wecken, dass das Opfer Jesu für ihr Heil ausreicht. Sie versprechen den Menschen, dass sie, wenn sie viel Geld geben, einen besonders kraft- und wirkungsvollen Segen erhalten. Das eigene „Opfer“ an die Kirchen wird so wichtiger, als das Opfer Jesu am Kreuz – im Grunde ein Rückfall ins Heidentum.
In Finnland und in anderen Ländern Europas, erlebt Pfarrer Dr. Mgaya hingegen Christen, die daran zweifeln, dass Jesus überhaupt der Sohn Gottes ist. Der Prediger nahm sein Leben in zwei Welten und zwei Kulturen – aber in einer Person! – zu Hilfe, um zu erklären, dass Jesus wahrer Gott ist, der wahrer Mensch wird. Er rief die Gemeinde in Wiesentheid und die weltweite Kirche dazu auf, in der Wahrheit zu bleiben: bei Jesus, dem Gottessohn und Herrn, der alle überall durch sein Opfer erlöst hat. Es war ein tief bewegender Gottesdienst, den außer dem Gastprediger und Pfarrer Muck auch der ehemalige Dekanatsmissionspfarrer, Peter Schramm, und der Ortspfarrer, Martin Fromm, wechselnd auf Deutsch und Englisch zelebrierten.
Endlich wieder Weltkirche am Ort erleben