Besuch von Bischof Dr. Gerhard Meyer in den Kirchengemeinden Wiesentheid und Rüdenhausen

Die Ökumene der Christen ist manchmal spannungsreich, auf jeden Fall aber immer spannend. Mit dem Bischof der Anglikanischen Kirche in Deutschland, Dr. Gerhard Meyer, verbindet die Pfarrei Rüdenhausen-Wiesentheid inzwischen eine sehr enge, freundschaftliche Beziehung. Es war deshalb eine große Freude, dass Bischof Meyer an Epiphanias 2019 zu einem gemeinsamen Gottesdienst mit den lutherischen Kirchengemeinden nach Wiesentheid und Rüdenhausen kam. Die interkonfessionelle Gemeinschaft beim Gottesdienst in Wiesentheid machte der römisch-katholische Diakon Uwe Rebitzer vom Pastoralen Raum St. Benedikt komplett. Der Gottesdienst in Rüdenhausen wurde mitgestaltet durch den stellvertretenden Vorsitzenden der Internationalen Konferenz bekennender Gemeinschaft, Andreas Späth. Das sehr gute Klima zwischen den zusammenwirkenden Geistlichen und die kirchenmusikalische Gestaltung der Festgottesdienste durch Hemos SaxoBariTöne und den Posaunenchor Rüdenhausen  machte die Gottesdienste zu einem eindrucksvollen Erlebnis.
Spannend war die Predigt des Bischofs, der ganz auf zwei Themen abhob, die in der lutherischen Kirche sonst eher wenig beleuchtet werden. Ausgehend vom Evangelium der Anbetung der Weisen aus dem Morgenland vor dem Jesuskind, beschäftigte er sich mit den Themen: „Gaben für Jesus“ und „Haltungen im Gebet“. Die Weisen brachten Jesus Gold, Weihrauch und Myrrhe dar, sie kamen mit ihrem materiellen Wohlstand, den sie als Zeichen ihrer Verehrung opferten. „Wie groß ist die Spendenbereitschaft der christlichen Gemeinde heute, was sind wir bereit, von unserem Wohlstand für Gott einzusetzen?“ Diese Frage legte Bischof Meyer den Gemeinden vor und verwies auch auf die alte christliche Tradition, 10% des Bruttoeinkommens zu spenden – weit mehr, als die heutige Kirchensteuer. Dann wandte er sich dem Wort des Evangeliums zu „sie fielen nieder und beteten an“.  Beten, so führte der Bischof aus, erfasst den ganzen Menschen. Es ist nicht nur eine innere Haltung – auch mit dem Körper beten wir. Knien ist Ausdruck unserer Verehrung des Größeren, des Allmächtigen. Die evangelischen Gemeinden haben im Laufe der Zeit diesen wichtigen Zugang zur Anbetung verloren – und damit auch den Zugang zu einem wichtigen Aspekt der biblischen Überlieferung. Dies belegte der Prediger mit einer Reihe von Bibeltexten, in denen die Haltung der Beter beschrieben wird, die sich verneigen, die knien, die sich mit dem ganzen Leib zu Boden werfen.
Pfarrer Martin Fromm dankte Bischof Dr. Meyer für seine Predigt, die ihm und den Gemeinden viel Stoff zum Nachdenken gegeben hat und zitierte Graf Zinzendorf, den ersten großen Ökumeniker: „In jeder Religion (Konfession) liegt ein gewisser Gedanke Gottes, der durch keine andere erhalten werden kann. Jede christliche Religion hat ein Kleinod, das sie auf Gottes Befehl erhalten muss, wozu sie, so zu reden, den Schlüssel allein hat.“ Dies macht die Ökumene manchmal spannungsreich, aber immer spannend – und sie macht sie absolut notwendig!

Text: Martin Fromm

(Foto: Joyce Meyer, von rechts: Prädikant Andreas Späth, Pfarrer Martin Fromm, Bischof Gerhard Meyer)
Besuch von Bischof Dr. Meyer

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