Ordnung für einen Hausgottesdienst an Judika
Eröffnung
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Psalm 43
Gott, schaffe mir Recht und führe meine Sache wider das unheilige Volk
und errette mich von den falschen und bösen Leuten!
Denn du bist der Gott meiner Stärke:
Warum hast du mich verstoßen?
Warum muss ich so traurig gehen,
wenn mein Feind mich dränget?
Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten
und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung,
dass ich hineingehe zum Altar Gottes,
zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist,
und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott.
Was betrübst du dich, meine Seele,
und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken,
dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist. Amen.
Tagesgebet
Gütiger Gott, du hast Jesus Christus leiden und sterben lassen, um uns zu erretten. Lass uns sein Opfer bedenken und alle Zeit in deiner Liebe bleiben, die du offenbart hast in ihm, deinem Sohn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Epistel: 1. Timotheus 2,5-6a
Es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus,
der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung,
Lied: O Mensch, bewein dein Sünde groß
O Mensch, bewein dein Sünde groß, / darum Christus seins Vaters Schoß / äußert und kam auf Erden; / von einer Jungfrau rein und zart / für uns er hier geboren ward, / er wollt der Mittler werden. / Den Toten er das Leben gab / und tat dabei all Krankheit ab, / bis sich die Zeit herdrange, / dass er für uns geopfert würd, / trüg unsrer Sünden schwere Bürd‘ / wohl an dem Kreuze lange.
Evangelium: Markus 10,35-45
Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sprachen: Meister, wir wollen, dass du für uns tust, um was wir dich bitten werden. Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, dass ich für euch tue? Sie sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das steht mir nicht zu, euch zu geben, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist. Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes. Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.
Apostolisches Glaubensbekenntnis
Predigt
Schulhof, zweite Pause: „Du Schwein!“ – schreit der eine! „Sag das noch mal, wenn du dich traust!“ – zischt der andere. „Schwein!“ – lacht der erste höhnisch. Der zweite macht einen schnellen Schritt vor – Brust an Brust stehen sich jetzt gegenüber, drücken und schieben mit aller Kraft. Es ist klar, was gleich kommt: Da werden sie sich auf dem Boden wälzen, ein wildes Knäuel aus Armen, Beinen, Fäusten – bis einer aufgibt oder ein Lehrer beide am Kragen packt. Aber plötzlich ist er da: Ein älterer Junge, breitschultrig und mit selbstbewussten Lächeln, greift beherzt ein – wo die anderen nur zuschauen und sich vielleicht sogar über die Abwechslung im eintönigen Schulalltag freuen. Er reißt die Streithähne auseinander, stößt einen mit dem rechten, einen mit dem linken Arm zur Seite und fährt sie an: „Hört auf mit dem Quatsch! Bittet um Entschuldigung und gebt euch die Hand!“ „‘Tschuldigung!“ – „Tut mir leid!“ Widerwillig reichen sich die Jungen die Hände, und schleichen mit hängenden Köpfen weg – irgendwie hat der Ältere ja Recht. Zu blöd!
Der Ältere ist ein Mittler – er beendet den Streit, versöhnt die Jungen und stellt den Frieden wieder her. Einen „Mittler“ so nennt die Bibel Jesus Christus – einen Mittler zwischen Gott und den Menschen. So steht geschrieben im 1. Brief des Apostels Paulus an Timotheus:
Es ist „ein“ Gott und „ein“ Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung.
Jesus Christus ist der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen. Aber passt denn da das Bild von den rangelnden Schülern auf dem Pausenhof und dem Jungen, der dazwischen geht? Wer von uns prügelt sich denn mit Gott – und, noch widersinniger: Warum sollte Gott sich mit uns schlagen?
Wer innerlich Einspruch erhebt, der hat durchaus Recht – in mehrfacher Hinsicht passt das Bild nicht, aber andererseits enthält es doch viel Wahrheit.
Da ist einmal der Mensch, der sich gegen Gott erhebt. „Ihr werdet sein wie Gott“ – so hat die Schlange im Paradies den Menschen eingeredet. Und die Menschheitsgeschichte ist im Grunde ein einziger großer Beweis für dieses Streben des Menschen.
Die Welt ist unser Kampfplatz, unsere Arena. Und Gott? Der steht uns gegenüber, er sucht Gerechtigkeit und ringt um unseren Glauben.
Nun tritt Jesus auf diesen Kampfplatz. Er stellt sich zwischen uns und Gott. Freilich – Jesus ist ein ganz, ganz anderer Mittler als der Junge in unserer Geschichte. Der Junge in unserer Geschichte kann die beiden Kämpfer zum Einlenken zwingen, weil er stärker ist, als sie. Weil er sie seine Kraft spüren lässt. Weil sie kapieren: Meinen Gegner kann ich klein kriegen – aber gegen den habe ich keine Chance. Auch Jesus ist ein Kämpfer – aber seine Art zu kämpfen ist eine ganz, ganz andere.
Er tritt zwischen uns Menschen und Gott und sagt: Alle eure Anklagen gegen Gott richtet auf mich. All euren Zorn. All euren Schmerz. All eure Ohnmacht.
Jesus spricht zu Dir:
- Du zürnst, weil Gott dir einen Menschen genommen hat, den du liebhast, den du brauchst, ohne den dir das Leben keine Freude macht? Schrei mir deinen Schmerz ins Gesicht! Schlage mich! Tritt mich mit Füßen! Ich werde nicht zurück schreien, nicht zurück schlagen, nicht zurück treten! Ich werde dulden und bei dir ausharren – in deinem Zorn. Lass deinen Zorn auf Gott an mir aus!
Jesus spricht zu Dir:
- Deine Tränen fließen, weil du in deinem Leben nicht die Anerkennung gefunden hast, nach der du so verzweifelt suchst? Klage vor mir! Weine an meiner Brust! Würge deinen ganzen Schmerz hervor! Ich werde nicht nach Gründen suchen, zu verteidigen, was du nicht verstehen kannst! Ich werde deinem Weinen standhalten! Ich werde dich nicht allein lassen in deinem Jammer! Ja, ich werde mit dir weinen, bis wir gemeinsam sagen können: Vater, dein Wille geschehe!
Jesus spricht zu Dir:
- Du fragst dich, wie all das Schreckliche in der Welt geschehen kann? Du zweifelst an Gott, du verzweifelst an den Menschen, wenn du an den Krieg in der Ukraine denkst, an Millionen Menschen auf der Flucht, an den drohenden Hunger in armen Ländern, an den IS-Terror in Israel …? Komm mit deinen Fragen zu mir! Mit deinem Gefühl der Ohnmacht! Mit deinem Suchen nach Sinn und Zweck! Sieh den unendlichen Schmerz auf meinem Gesicht über das Elend der Opfer, die ich liebe – und über den Täter, der nach Gottes Ebenbild geschaffen, sich selbst zur Bestie macht. Sieh, wie ich an die Seite der Leidenden trete. Sieh, dass die Opfer mein Antlitz widerspiegeln – mein Antlitz am Kreuz!
Christus tritt auf den Kampfplatz. Er stellt sich zwischen Gott und uns. Er sagt zu Gott: Vater, lass mich deine Gerechtigkeit erleiden. Deine verletzte Ehre wieder herstellen. Deine enttäuschte Liebe heilen.
Jesus spricht zu Gott:
- Du, Vater, forderst Gerechtigkeit. Deshalb ist jede menschliche Sünde ein Angriff auf dich. Und jede menschliche Sünde bleibt. Nichts macht sie ungeschehen. Immer steht sie vor dir. Selbst wenn du den sündigen Mensch schlägst, selbst wenn du das frevelnde Volk, selbst wenn du die ganze Menschheit schlägst, die deinen Weg verlassen hat – ja, selbst wenn der Einzelne, das Volk, die Menschheit umkehrt und sich dir zuwendet, die Sünde ist geschehen. Deine Gerechtigkeit aber verdammt die Sünde. Die Sünde muss weggeschafft werden – ich bitte dich, Vater, lass mich sie fortschaffen. Lege sie auf meinen Rücken. Lass mich ihre Bürde tragen. Vollstrecke die Strafe – für alle! – an mir. Damit Gerechtigkeit hergestellt werde.
Jesus spricht zu Gott:
- Vater, deine Ehre ist tief verletzt. Der Mensch, dein Geschöpf, er hat sich gegen dich aufgelehnt. Er will sich nicht an deine Grenzen halten, er will selbst den Schöpfer spielen. Er will, aus der Enge seines Horizonts heraus, selber urteilen, was Gut und Böse ist. Er will sein wie du. Aber je mehr er sich selbst erhöht, desto tiefer fällt er. Statt das Leben in den Griff zu bekommen, wird er der Herr des Todes, der auswählt, ausmerzt und ausrottet. Statt dem Guten zum Sieg zu verhelfen, wird er zum Handlanger des Bösen, richtet die Tyrannei der Willkür auf, opfert millionenfach Menschen auf dem Altar der vermeintlich guten Sache. Vater, lass mich der Mensch sein, der deine Ehre liebt. Der dem von dir gewollten Leben dient. Dessen Herz, Mund und Hände nicht den eigenen Willen suchen, sondern deine Gebote tun. Der dich verherrlicht vor der Welt.
Jesus spricht zu Gott:
- Du suchst, Vater, den Menschen, der dir aus Liebe ganz und gar gehorsam ist. Der nicht nur nach dir ruft, wenn er Bitten und Wünsche hat, sondern um dich zu lieben, nur einfach zu lieben. Dessen Liebe nicht wankt, wenn ihm im Leben das Kreuz beschieden ist, wenn es heißt, Abschied zu nehmen, von geliebten Menschen, der Gesundheit, großen Träumen oder dem Leben selbst. Der voll Vertrauen spricht: Ich befehle alles in deine Hände. Hier, mein Vater, bin ich. Ich will meine Liebe zu dir bedingungslos durchtragen. Im Schmerz der Seele, im Leid des Körpers, im Schrecken des Todes, in der Gottverlassenheit des Kreuzes, will ich deinen Willen tun und dich, mein Vater, lieben.
Christus tritt auf den Kampfplatz. Er stellt sich zwischen uns und Gott, zwischen Gott und uns. Er erleidet unseren Zorn, unseren Schmerz, unser Nicht-Verstehen; er hält allem Stand – für Gott.
Er erleidet Gottes Gericht, er stellt Gottes Ehre wieder her, er erweist Gott bedingungslose Liebe – für uns. So kehrt Friede ein, wo Kampf und Krieg toben sollten, Frieden durch den Mittler.
Jesus Christus ist der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen. Er überwindet den Kampf – und schenkt uns Frieden. Wo er ist, da gibt es Liebe zwischen Gott und den Menschen.
Durch ihn kommt Gottes Liebe zu uns: Seine Menschenfreundlichkeit, seine Zärtlichkeit, seine Fürsorge. Jesus Christus reicht sie uns durch sein Wort und sein heiliges Sakrament.
Durch Jesus Christus kommt unsere Liebe zu Gott: Unsere Hingabe, unsere Sehnsucht, unser Vertrauen. Jesus Christus gibt unser Gebet an seinen himmlischen Vater weiter, unsere Liebeswerke, unseren Dank. Er ist das Band der Liebe zwischen Gott und uns, zwischen uns und Gott.
Ihm, Jesus Christus, unserem einzigen Mittler, sei Ehre in Ewigkeit. Amen.
Friedensgebet aus dem röm.-kath. Bistum Trier
Die Hand des HERRN ist nicht zu kurz, um zu helfen, sein Ohr ist nicht schwerhörig, sodass er nicht hört. Wir sind verbunden mit den Menschen in der Ukraine, die seit fünf Wochen im Krieg leben müssen. Ihre Not rufen wir in Gottes Ohr, weil wir auf seine Hilfe vertrauen, wenn wir bitten:
Für die Männer, Frauen und Kinder in Mariupol und Charkiw,
in Odessa und Mykolajiw, in Tschernihiw, Kwiw und Kiew und überall im Land,
belagert und ausgebombt, bedroht und hungrig und ohne medizinische Versorgung.
Gott des Friedens, wir bitten dich, erhöre uns.
Für die vielen Toten und die Menschen, die um sie trauern.
Für die an Leib und Seele Verletzten;
für die Menschen auf der Flucht,
die beschossen werden oder entführt und in Geiselhaft genommen.
Gott des Friedens, wir bitten dich, erhöre uns.
Wir beten für die Kinder, für Mütter und Großeltern,
die Schreckliches erlebt haben und immer noch erleben;
für alle, die ihre Väter und Männer und Söhne zurücklassen mussten,
damit sie sich und die Kinder in Sicherheit bringen.
Gott des Friedens, wir bitten dich, erhöre uns.
Für die Menschen, die bleiben, weil sie ihr Land verteidigen wollen;
für alle Soldaten, die unfreiwillig in den Krieg geschickt werden.
Und für die Unterhändler aus Moskau und Kiew,
die am Dienstag in Istanbul und hoffentlich weiterhin über Auswege und Lösungen, über Waffenruhe und Frieden gesprochen haben und sprechen.
Gott des Friedens, wir bitten dich, erhöre uns.
Wir beten für alle, die nur ohnmächtig zuschauen können;
für die Helferinnen und Helfer im Kriegsgebiet und in der westlichen Ukraine;
für alle, die von hier aus Hilfe organisieren oder dafür spenden.
Und für alle, mit Hilfsmitteln unterwegs sind ins Land und im Land.
Gott des Friedens, wir bitten dich, erhöre uns.
Für die Kinder und Frauen und die Alten,
die geflüchtet sind und hier und in anderen Ländern Zuflucht finden;
und für alle, die ihnen beistehen und sie gastfreundlich aufnehmen.
Und auch für Menschen aus der Ukraine und aus Russland,
die hier schon länger friedlich nebeneinander leben.
Gott des Friedens, wir bitten dich, erhöre uns.
Wir beten für alle, die Angst haben vor dem großen Krieg;
für die politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen,
die abwägen zwischen wirtschaftlichen Problemen in Europa, unserer Solidarität mit der Ukraine und wirksamen Maßnahmen gegen den Diktator und seinen grausamen Krieg.
Und für die Menschen, deren wirtschaftliche Existenz in Gefahr gerät
angesichts immer weiter steigender Preise in Deutschland und Europa.
Gott des Friedens, wir bitten dich, erhöre uns.
Diese Bitten und die vielen Anliegen, die jetzt unausgesprochen bleiben müssen,
kennst Du, Gott des Friedens – und bist bei allen Menschen in Not. Dankbar legen wir ihre und alle Bitten zusammen in das Gebet, das Jesus uns zu beten lehrt:
Vaterunser
Segen
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott + der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.